Horta

Erst mal zu Peter Café Sport

Nachdem wir nun endlich einklariert sind, ist es Donnerstag Abend und wir gehen natürlich erst einmal zum berühmtesten Café der Welt und feiern unsere Ankunft standesgemäß mit Gin do Mar. Lecker, man könnte sich daran gewöhnen. Auch an die Preise hier . Verglichen mit der Karibik alles Schnäppchen!

Bis wir abends an Bord kommen, haben wir etwas "Seegang"! Aber an einen gemütlichen Abend an Bord ist nicht zu denken. Die Marina Horta hatte unglücklicherweise vergessen uns darauf hinzuweisen, dass wir unseren Ankerplatz wegen eines ankommenden Frachtschiffs verlassen müssen. Das tut ihnen furchtbar leid und wir dürfen dafür die Nacht am Pier verbringen. Das passt uns prima, weil wir den am nächsten Morgen gleich Tanken können.

 

Von wegen "im sicheren Hafen": Leider wird die Nacht zum Albtraum. Am Nachbarsteg kommt es in einer kleinen Segelyacht zu einer Gasexplosion. Ansgar versucht mit Feuerlöscher zu helfen - ein sinnloses Unterfangen. Ich will darüber nicht weiter schreiben - wir sind alle fix und fertig mit den Nerven, es ist der blanke Horror. Nur so viel: Es sind außer einem jungen Mann keine weiteren Personen an Bord; der Mann wird mit schweren Verbrennungen, aber lebend(!!) nach Lissabon ausgeflogen. All unsere guten Wünsche begleiten ihn.

 

Tanken am nächsten Morgen: Wir kriegen kein Diesel in den Mitteltank rein, weil die Belüftungen anscheinend verstopft sind. Bis wir das rausgefunden und behoben haben, ist es Mittag. Immerhin ist in der Zwischenzeit die Wäsche gemacht. Wir wollen aufgrund des gestrigen Nacht so schnell wie möglich wieder raus an den Anker. Da soviel Schiffsverkehr ist, müssen wir bis zum Abend warten, bis wir die Genehmigung dazu erhalten. Da sind aber alle guten Plätze mehr oder wenig belegt, wir haben 4 oder 5 Versuche, bis wir ein einigermaßen geeignetes Plätzchen finden. Allerdings schimpft unser Nachbar. Wir sind ihm zu nah... Wir haben schon andere Ankersituationen mitgemacht und beschließen, sein Gejammer zu überhören.

 

An der Kette: Die Nacht ist auch ruhig und problemlos, wir haben wirklich genug Abstand, nicht viel, aber ausreichend. Trotzdem wollen wir des lieben Frieden willens am nächsten Morgen noch einmal umankern, da unser Nachbar zur anderen Seite seinen Platz verlassen hat und dort somit Raum ist. Nur: Der Anker sitzt fest, wir können ihn nicht hochziehen. Er muss sich irgendwo verklemmt haben. Über Harry, ein hier im Hafen aktiver und überaus hilfreicher Bootsbauer (er repariert auch das Pendelruder unserer Windsteueranlage), bekommen wir den Kontakt zu einer Taucherin. Marianna muss erst noch die Genehmigung der Marina einholen, dann darf sie zu uns an Bord, um unseren Anker zu befreien. Der klemmt, wie sie schnell feststellt, unter einer riesig dicken Kette, die wohl ein Frachtschiff hier hinterlassen hat. Die ist allerdings so schwer, dass wir sie nur mit Hilfe einer Zugleine über die Ankerwinsch anheben können, während Marianna unseren Anker unter der angelifteten Kette wegzieht. Marianna ist wirklich taff. Sie muss etliche Male runtertauchen - alles ohne Flasche; Leinen festbinden, wieder lösen, Anker liften etc. Alles macht sie vollkommen unaufgeregt und entspannt. Wir sind super glücklich, suchen uns nach geglückter Aktion ein neues Plätzchen und trinken dann erst einmal gemütlich ein Bierchen mit ihr. Es wir ein netter Abend. Ein weiterer Tag ist vergangen und wir waren immer noch nicht richtig auf Landgang.

 

 

Auf Horta unterwegs

Nach ein paar Tagen schlechtem Wetter soll es Mittwoch und Donnerstag ganz schön werden. Wir mieten ein Auto und ziehen mit unserem Freund Joe zusammen los.

Wir fahren die ganze Insel ab - ist ja nicht so groß. Aber es gibt soviel zu sehen. Überall gibt es spektakuläre Aussichten und wir sind echt überwältigt. Die Vulkanlandschaft ist mittlerweile grün bewachsen, die Vegetation ist ein Blütenmeer und die vielen Kühe und Rinder, die hier entspannt auf den Weiden grasen und wohl ebenfalls den wunderbaren Ausblick genießen, sind wirklich zu beneiden. Man sieht ihnen an, wie gut es ihnen geht: nie im Stall, viel viel Platz, glänzendes sauberes Fell, alles echte Prachtexemplare, viele mit Nachwuchs unterwegs. Alle Straßen sind von dichten Blumengirlanden eingegrenzt, hauptsächlich Hortensien, die hier wie wild wuchern - herrlich, aber auch Klematis, alle möglichen Wiesenblumen und Kräuter etc. Horta ist wie ein riesiger botanischer Garten. Dazu überall sehr gepflegte architektonisch schöne Häuser, keine Wohnblocks oder Hochhäuser. Alles Tip top!

(Auf dem Foto: Blick zur Nachbarinsel Pico)

 

Das jüngste Stück Europa!

Ende der 1950er Jahre ist auf Horta noch einmal ein Vulkan ausgebrochen und hat das somit jüngste Fleckchen von Europa geschaffen. Noch ist die Gegend um den Vulkan mit graubraunem Aschesand bedeckt, der vom Wind vertrieben wird. In Ansätzen sieht man aber bereits, wie sich das Grün breit macht und die Pflanzenwelt wieder Fuß fasst. Der ehemalige Leuchtturm, die hier seinen Dienst tat, steht nun mitten auf dem Land und ist damit unbrauchbar. Der Ort ist zu einem Museum und Interpretationszentrum umfunktioniert worden. 

 

Es waren zwei wunderschöne Tage, wir sind ganz angefüllt von den vielen schönen Bildern und lassen unseren Ausflug im Peter Cafe Sport gebührend ausklingen.

 

 

Corona treibt uns nach Hause

Auch wenn wir hier - abgesehen von einigen kleineren Restriktionen und der Auflage Masken zu tragen - praktisch normalen Alltag leben, haben wir uns trotzdem entschlossen, den "kleinen Hopp" nach Holland zurück in unseren "Heimathafen Tholen" auch noch zu machen, um dort den Winter zu verbringen. Unsere Pläne waren ganz andere. Unsere Familie und Freunde sehen zu können, ist uns wichtiger. Von Tholen aus sind wir mit dem Auto schnell bei unserer Familie - und das alleine zählt. 

Der Weg dorthin wird nicht unkompliziert. Wollten wir eigentlich von hier nach Portugal oder Spanien, denken wir jetzt Frankreich an. Die Grenzen innerhalb Europas sind zwar grundsätzlich wieder offen (wie lange???), aber trotzdem gibt es in etlichen Ländern Einreiseverbote, wenn man beispielsweise aus Spanien oder UK kommt. Wir müssen also, bevor wir die Azoren verlassen und auf das europäische Festland segeln, genau prüfen, wo wir ankommen können und dann hoffen, dass während der zweiwöchigen Reise sich die Regeln nicht wieder grundsätzlich ändern.  Es bleibt spannend! 

 

Aber: Es gefällt uns auf Horta - wir werden erst einmal noch ein bisschen bleiben, die Kleinigkeiten am Boot reparieren und die langen Junietage auf dieser wunderschönen Insel genießen. Wenn möglich werden wir von hier noch ein oder zwei andere Azoreninseln anlaufen. Das dafür notwenige schriftliche Covid-Testergebnis haben wir uns jedenfalls schon mal besorgt.